THE RATS ARE BACK

Wie Mythen entstehen und Rituale den Zusammenhalt fördern können

Die Florida Panthers sind gerade als Überraschungsmannschaft mit einem Sweep gegen die Carolina Hurricanes ins Stanley Cup Finale eingezogen. Nach jedem Heimsieg fliegen wieder Plastikratten auf die Eisfläche, aber die wenigsten von uns wissen, woher dieser Brauch kommt. Die Antwort liegt fast 30 Jahre zurück…

Patrick Roy 1996

Achtung: die heutige Ausgabe ist sehr eishockeylastig

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Woher kommen die Ratten?

Die Florida Panthers wurden 1993 gegründet und konnten noch nie die begehrteste Trophäe im Eishockey - den Stanley Cup - gewinnen. Nahe dran waren sie 1996, als sie es bis ins Finale schafften, dort jedoch scheiterten. In dieser Saison wurde auch die Tradition der “fliegenden Ratten” geboren.

Die Geschichte begann vor dem Eröffnungsspiel der Saison 95/96: Am 08. Oktober 1995, etwa zwanzig Minuten vor dem ersten Heimspiel der Florida Panthers der neuen Saison, verirrte sich eine gemeine Hausratte in die Kabine der Miami Arena. Scott Mellanby, damals Stürmer der Panthers (ein klassischer Power-Forward mit gutem Torinstinkt), sah den furchterregenden Eindringling, hatte zufällig sein Arbeitsgerät - einen Eishockeyschläger - zur Hand und beendete “in Notwehr” per One-Timer (Direktschuss) das Leben des Monsters an einer Kabinenwand.

Screenshot Fox Sports

Das anschließende Spiel gegen die Calgary Flames konnte Florida mit 4-3 für sich entscheiden. Jener Scott Mellanby erzielte dabei zwei Tore für sein Team. In einem Post-Game-Interview scherzte John Vanbiesbrouck (Torhüter der Panthers) mit der Presse, indem er meinte, Mellanby habe zwar keinen Hat Trick geschafft, wenn man aber seinen “Treffer” in der Kabine dazuzählte, wäre es ein “Rat Trick” - die Legende war geboren.

Die ersten Ratten fliegen

Bei einem darauffolgenden Heimspiel warf ein Fan nach einem Tor von Mellanby eine Plastikratte auf die Eisfläche. Beim nächsten flogen ein paar mehr Ratten. Bis es schließlich Usus wurde und nach jedem Treffer der Panthers auf heimischem Eis über 100 der Gummitierchen ihren Weg auf die Spielfläche fanden. Die kommerziell denkenden Amerikaner haben sogleich einen Sponsor aufgetan (die Firma Orkin - Schädlingsbekämpfung), der das Aufsammeln der Ratten bewarb und finanzierte.

Screenshot Fox Sports

Das Ganze gipfelte aber erst richtig in den Playoffs, die das Team aus Miami 1996 - übrigens im Chinesischen Jahr der Ratte - zum ersten Mal in seiner Geschichte erreichte. Nach zwei deutlichen Runden besiegten die Panthers die favorisierten Pittsburgh Penguins um Lemieux und Jagr in Spiel 7 des Eastern Conference Finals und zogen schließlich ins Stanley Cup Finale ein. Dort trafen sie auf die Colorado Avalanche. Die Ratten waren längst zum Symbol der gesamten Stadt geworden, Supermärkte verkauften sogar Kuchen in Rattenform.

Einige Fans der Avalanche ließen sich auch etwas einfallen und warfen im Gegenzug bei den Toren ihrer Mannschaft in Denver Mäusefallen auf die Eisfläche. Als den Panthers beim ersten Heimauftritt im Finale ein Treffer gelang, regnete es über 1.000 der Gummiratten. Mindestens 25 Helfer, in Orkin Ausrüstung gekleidet und mit Orkin Eimern bewaffnet, benötigten mehrere Minuten, um das Eis wieder spielbereit zu bekommen.

Kein Happy End in 1996 - aber in 2023?

Es sollte aber nur zwei Gelegenheiten geben, die Ratten fliegen zu lassen. Die Avalanche konnten alle vier Spiele für sich entscheiden und kassierten in Florida insgesamt nur zwei Gegentore während der Finalrunde. Im entscheidenden Spiel vier bei den Panthers triumphierten sie mit 1:0 in der 3. Overtime und holten so den Stanley Cup zum ersten Mal nach Denver. Siegtorschütze in diesem legendären Spiel war übrigens ein gewisser Uwe Krupp.

In der folgenden Saison wurde das Werfen der Ratten während der Spiele von der NHL untersagt. Das Verbot und die schwachen Leistungen der Panthers in den weiteren Jahren waren wohl die Gründe dafür, dass der Brauch nur noch sporadisch bei Playoff-Partien auflebte.

Jetzt ist die Euphorie zurück und mit ihr die Ratten. Die Florida Panthers stehen zum zweiten Mal in ihrer Geschichte in der finalen Runde um den Stanley Cup. Ich bin gespannt, ob der Mythos der Ratten bei den Florida Panthers 27 Jahre später erfolgreich fortgeschrieben wird…

Meine drei Take-Aways dieser Geschichte:

  1. Mythen und Legenden können immer, überall und vor allem unerwartet entstehen

  2. Ein gemeinsamer Brauch oder Ritual kann Identifikation und Zusammenhalt fördern, Euphorie und Leidenschaft schüren, und zu Höchstleistungen motivieren

  3. Nutze die Gunst der Stunde mit Einfallsreichtum, Kreativität und schnellem Handeln (ich kann mich zumindest an keinen anderen Werbepartner der Florida Panthers erinnern und das, obwohl es wesentlich größere und namhaftere als Orkin gab…)

Zum Abschluss noch ein Fun-Fact-Meme - Sport ist unerwartet und faszinierend…

Das Brüderpaar Wayne und Brent Gretzky haben die meisten Punkte aller Brüder, die jemals in der NHL gespielt haben. Brent erzielte 1 Tor und gab 3 Vorlagen

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch der Deutschen Eishockeynationalmannschaft zum Einzug ins WM-Halbfinale gratulieren und drücke die Daumen, dass es mit der ersten WM-Medaille seit 70 Jahren klappt!

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